Auf einer Dachterrasse in Tel Aviv realisiert der Fotograf und Kameramann Helmar Lerski 1936 ein Werk, das für ihn die Summe seiner künstlerischen Arbeit als Lichtbildner darstellt: Von einem einzigen jungen Mann, dem Bautechniker Leo Uschatz, fertigt er rund 140 fotografische Großaufnahmen des Gesichts an. Unter aufwendigem Einsatz zahlreicher Spiegel verwandelt er die Physiognomie seines Modells in immer neue plastische Landschaften. Gegen die herkömmliche Vorstellung vom Porträt, das die Identität des Dargestellten zu ergründen sucht, wird das Gesicht in den Fotografien Lerskis zu einer Leinwand, auf die er die Mimik der Stummfilmepoche projiziert und damit gleichsam einen Katalog ihrer Affekte erstellt. Die "Verwandlungen durch Licht" nehmen eine wichtige, extreme Position innerhalb der Geschichte des fotografierten Menschenbildes ein. In der strengen Serialität der Aufnahmen, der theatralischen Lichtsetzung und in ihrer skulpturalen Qualität liegt die besondere visuelle Kraft; ihr inhaltlicher Widerspruch besteht in ihrem humanistischen Anspruch und der zum Objekt der Inszenierung reduzierten Rolle des Modells. Florian Ebner rekonstruiert den historischen und künstlerischen Kontext dieses einmaligen Experiments, untersucht seine Entstehungsgeschichte und verfolgt die wechselhafte Rezeption des Werks bis heute.
112 Seiten
Paperback / softback / Paperback
23.5 x 29.5 cm
Deutsch
ISBN 978-3-88243-808-6
1. Auflage 02/2002
Vergriffen
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