"Gute Zäune schaffen gute Nachbarn", heißt es sprichwörtlich. Aber was ist ein guter Zaun? Gewiss keiner, der dafür sorgt, dass man diesen Nachbarn gar nicht erst sehen kann. Schlechte Zäune schaffen Feinde. Frieden beginnt, wo Mauern fallen und nicht wo sie errichtet werden. Dafür ist die Berliner Mauer der beste Beweis. Kai Wiedenhöfer hat in der ganzen Welt Mauern und Sperrzäune fotografiert, in Berlin 1989, in Belfast, Mexiko, Ceuta und Melilla, in Bagdad– und immer wieder die Mauer, mit der Israel sich inzwischen weiträumig umgibt: an der Grenzlinie zum Westjordanland, zum Gazastreifen, zu Ägypten, zum Libanon. Zwischen 2003 und 2018 reiste er zehn Mal nach Israel sowie in die besetzten palästinensischen Gebiete und fotografierte Zäune, Mauern und Checkpoints.

Drei Jahrzehnte lang hat Wiedenhöfer den Israelisch-Palästinensischen Konflikt mit der Kamera verfolgt. Seine neuen Bilder zeigen, dass die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden in der Region in dieser Zeit eher in weite Ferne gerückt ist. Die Mauer ist ein Paradox: Sie verstärkt die Gewalt, die sie im Zaum halten soll, und schafft damit die Notwendigkeit für mehr noch mehr Überwachung und noch mehr Befestigungen.