Die amerikanische Fotografin Lucinda Devlin hat Innenräume deutscher Kuranlagen fotografiert: Orte der "Wasser-Rituale", an denen Menschen von chronischen Krankheiten geheilt werden sollen und die sich zunehmend zu Freizeit-Oasen wandeln: Anlagen des 19. Jahrhunderts (z.B. das Friedrichsbad in Baden-Baden) und der Nachkriegszeit (Bad Harzburg) sowie Neubauten (Bad Liebenstein). Die klinisch reinen Räume für Massagen, Bäder, Untersuchungen und Ruhepausen sind menschenleer. Sie sind unbehagliche Zeugnisse einer Heil-Industrie, die auf den Menschen zugeschnitten ist und in der der Mensch doch ganz den Apparaturen unterworfen ist. Sie muten an wie die Räume früherer Serien von Lucinda Devlin: die Operationssäle, Leichenhallen und Autopsieräume aus "Corporal Arenas" und die amerikanischen Exekutionskammern aus "The Omega Suites". Mit ihren kühlen, distanzierten Fotografien stellt Lucinda Devlin Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen dar, sie zeigt, wie diese Beziehungen in funktional bestimmten Einrichtungen entpersönlicht werden. "Water Rites" vermittelt dadurch tiefe Einblicke in – typisch deutsche? – Mentalität und die Urgründe unserer professionalisierten Mitmenschlichkeit.