Ruth Erdt: K12 – Schwamendingen
»Schwamendingen ist Neukölln. Schwamendingen ist die Banlieue. Schwamendingen ist Genova Pra’. Schwamendingen ist ein Code. Ein Geschmack«, hält die Künstlerin Ruth Erdt treffend fest. Mit ihrem Umzug Anfang der 1990er Jahre nach Schwamendingen hat Erdt begonnen, ihre Umgebung fotografisch festzuhalten. Seither hat sie über 60.000 Bilder geschossen, von denen rund 5.000 vom 28. September 2024 bis 19. Januar 2025 in der Kunsthalle Zürich zu sehen sind, viele davon zum ersten Mal. Eindrücklich führen sie vor Augen: Ja, Schwamendingen ist ein Randbezirk, ein Stadtkreis an der Peripherie, wie viele ähnliche Orte in anderen Städten der Welt. Aber da ist noch weit mehr: Schwamendingen ist ein Phänomen, ein Trotz, ein Stolz, eine Liebe. Alle mokieren sich über diesen Kreis, aber einmal da angekommen, will fast niemand wieder weg. 1934 in die Stadt Zürich eingemeindet, entwickelte sich Schwamendingen erst zur Gartenstadt, die das Zentrum mit der neuen Industrieansiedelung an der Peripherie verband, dann schrittweise zum vielleicht zeitgenössischsten Teil des Metropolraums Zürich: Mit fast 50 Prozent Ausländeranteil und vergleichsweise wenig Kriminalität wird Schwamendingen zur erstaunlich entspannten, geschätzten Banlieue, obwohl es in der Südanflugschneise des nahe gelegenen Flughafens Kloten liegt. Die Autobahnschneise zumindest, die den Kreis 40 Jahre lang entzweigeschnitten hat, wird zurzeit gerade zugedeckt – eingehaust, wie das Großprojekt heißt –, das Quartier also vom Lärm von 120.000 Autos täglich befreit. Auf dieser Einhausung soll ein Park entstehen, um die vormals geteilten Quartiere wieder zu verbinden.
Kunsthalle Zürich, Limmatstrasse 270, 8005 Zürich
Öffnungszeiten: Di/Mi/Fr/Sa/So 11–18 Uhr // Do 11–20 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 12.— / Ermässigt: 8.—