Shalom Nagar erzählt um sein Leben. Er wiederholt sich, widerspricht sich, seine Geschichten haben Löcher, durch die passt eine ganze Faust. Doch das spielt keine Rolle. Darum geht es nicht. Um Adolf Eichmann geht es hier, immer wieder um Eichmann. Shalom, sein Henker wider Willen, muss Blut vergießen, um Eichmanns Blut abzuwaschen, er muss von ihm erzählen, um seinen Fluch zu übertönen. Nur so übersteht er die Nacht des 31. Mai 1962, in der Eichmann gerichtet wurde und die für Shalom nicht enden will. Moshe und Ben hören ihm zu, am Feuer auf dem staubigen Rastplatz hinter den Schafställen. Trinken Tee und teilen Birnen mit ihrem kauzigen und zutiefst berührenden Freund, lauschen seinen Geschichten. Doch dann beginnt Moshe zu schreiben, schreibt um sein Leben, wie Nagar um seines erzählt. Zwei ganz unterschiedliche Stimmen erheben sich, jede auf ihre Weise, in ihrer Tonlage, ringen miteinander, ringen um Frieden, endlich.
Rezensionen:
"Dehe und Engstler sind seit 2008 ein Autorenteam. Sie haben nicht nur in sehr lesenswerter Weise die Geschichte Eichmanns, seines Prozesses und seines merkwürdigen Verhältnisses zu seiner Schuld aufgearbeitet. Ihr Buch erzählt auch von Dingen, die uns immer wieder verfolgen. Von Schuld, Wehrlosigkeit und unschuldiger Schuld. Obwohl Moshe und Nagar nichts für Eichmanns Taten können, ist ihr Leben auf tragische Weise davon bestimmt. Dehe und Engstler arbeiten das überzeugend, beklemmend auf." Christiane Böhm, Göttinger Tageblatt
„‚Nagars Nacht‘ ist kein bloßes Eichmann- und Nagar-Buch. Es ist ein Roman über die Kunst der Erinnerung und das Vergessen als ihre Voraussetzung, über das Erzählen und Erfinden als Wege zu einer Wahrheit, die in den Falten der schieren Fakten hockt. (...) Und natürlich ist es eine gewagte Unternehmung, einem Teil der NS-Geschichte so zu kommen, als ob man an den vielen deutschen Verdrängungs- und Erinnerungskrämpfen vorbei, der Vergangenheit geradewegs ins Auge schauen könnte. ‚Nagars Nacht‘ kann es – und kann gerade so die tiefen Schatten der NS-Geschichte, den Schrecken der Shoah scharf stellen.“ Dirk Pilz, Frankfurter Rundschau
„Das Buch (...) ist hochinteressant – und es wird einen auch nach der Lektüre nicht loslassen. (...) Ein aufwühlendes Buch, das Leser auch absichtsvoll immer wieder irritiert. Es steckt voller Details, die gerade diejenigen verstören, die im Frieden aufgewachsen sind. Gestellt werden Fragen nach Menschlichkeit und Gewissen. – Und du, wozu bist du imstande?“ Jörn Friedrich Schinkel, Neues Deutschland
Buchgestaltung Sarah Winter
240 Seiten
Fester Einband / Leineneinband
12.5 x 20.8 cm
Deutsch
ISBN 978-3-86930-829-6
1. Auflage 08/2014
Vergriffen
€ 20.00 inkl. MwSt.
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